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Spielregeln für Game Changer

Gastbeitrag von Dr. Kerstin Friedrich

 

Fußballweltmeisterschaft 2010. Ghana ist kurz davor, Geschichte zu schreiben: wenn es gelingt, in der letzten Minute der Verlängerung noch ein Tor gegen Uruguay zu schießen, sind sie als erste afrikanische Mannschaft Afrikas für ein WM-Viertelfinale qualifiziert. Im Strafraum von Uruguay ist die Hölle los. Der Ball kommt im Getümmel irgendwie zu dem Ghanaer Stephen Appiah, der ihn mit dem Knie Richtung Tor bugsiert. Der Torwart ist geschlagen. Doch auf der Torlinie steht Luis Suarez, der berüchtigte „Beißer“. Er wehrt mit voller Absicht den Ball mit beiden Händen ab – Foul. Den folgenden Elfer für Ghana hält der Torwart. Das Elfmeterschießen gewinnt Uruguay. Ghana fährt nach Hause.

 

Alles nur ein Spiel? – Was Unternehmen von Games lernen können

Ähnliche Szenen spielen sich Tag für Tag in jedem anderen Mannschaftsspiel ab: ein Team von hoch motivierten Individuen gibt alles dafür, das Ziel zu erreichen. Ohne Anweisungen weiß jeder, was er zu tun hat. Blitzschnell wird reagiert. Ohne großes Trara werden Rollen gewechselt und Aufgaben für andere übernommen. Der Traum eines jeden Vorgesetzten: Wenn doch nur mein Team genau so motiviert und zielstrebig zur Sache ginge! Wenn doch nur jeder seine eigenen Befindlichkeit für das große Ganze hinten anstellen würde! So ist es kein Wunder, dass Bücher und Vorträge von großen Fußballlehrern Hochkonjunktur haben: Wenn wir motivieren lernen wie Klopp, Guardiola und Co, kann es vielleicht auch in meinem Betrieb so laufen wie auf dem Fußballplatz.

Die Wahrheit lautet: Wir können von Trainern gar nichts lernen. Zumindest, solange nicht völlig einfache und offensichtliche Voraussetzungen erfüllt sind, ohne die das motivierteste Fußballteam genau so blind und unmotiviert seine Arbeit tun würde wie 80 % aller Mitarbeiter in Unternehmen weltweit.

 

Zauberwort „Gamification“ – Erfolg kann spielend leicht gelingen!

Was wir wirklich vom Sport für die Unternehmensführung lernen können, hat absolut nichts mit Motivationsmethoden zu tun. Stell dir vor, du spielst ein einem Fußballteam, in dem keiner weiß, wie es gerade steht. In dem niemand weiß, wie oft aufs Tor geschossen wurde und wie viele dieser Versuche erfolgreich waren. In dem niemand weiß, ob es jetzt sinnvoller ist, eher den Angriff oder die Verteidigung zu stärken, oder ob eine Änderung des Spielsystems passend oder unpassend ist. Jeder weiß nur, dass er selbst gerade einen guten Job gemacht hat: einen guten Pass gespielt, einen Torschuss pariert oder in letzter Sekunde den gegnerischen Stürmer vom Ball getrennt. Ob und wie sich diese Einzelaktion auf das Spiel der anderen und auf das Gesamtergebnis ­auswirkt, weiß niemand. Eine vollkommen absurde Vorstellung: Weder würde sich irgendein Spieler dauerhaft für Fußball begeistern, noch würde ein einziger Zuschauer Geld dafür bezahlen, einem müden und planlosen Hin- und Hergekicke zuzuschauen. Wenn in einem Sportteam die Sehkraft nur bis zum nächsten Mitspieler reicht, und wenn niemand weiß, wie das Spiel steht, macht es wenig Sinn, an der Kondition und der Technik der Spieler zu arbeiten. Genau so wenig sinnvoll ist es, einen Motivationstrainer zu engagieren, der den Spielern mit Feuerlauf und Mentaltraining beibringt, über ihre Grenzen zu gehen. Das Einzige, was hilft: Die Spieler müssen sehen können. Sie müssen das gesamte Spiel überblicken, den Spielstand kennen und seine Regeln verstehen. Sie müssen auf einen Blick erkennen, welche Folgen das eigene Handeln auf das Ergebnis hat. Dann werden alle das tun, was sie immer tun wollen: ein gutes Spiel abliefern.

Team Challenges Gamification Markatus

Mit Gamification spielerisch Aufgaben meistern – Team-Challenge von Markatus: „Paus‘ ärgere dich nicht“ half eine konsequente Einhaltung der Erholungspausen zu gewährleisten.

Der Spielstand als Barometer für die eigene Motivation

Heute spielt in fast allen Unternehmen eine Mannschaft, in der die Spieler schwer sehbehindert sind, in der sie absolut keine Ahnung haben, wie das Spiel steht, und in der sie nicht wissen, ob sie gerade dazu beitragen, dass das Team gewinnt oder verliert. So kann beispielsweise eine Vertriebsmitarbeiterin stolz und glücklich sein, dass sie einen großen Auftrag an Land gezogen hat – ob dieser aber das Unternehmen am Ende mehr Geld kostet, als er einbringt, weiß sie nicht. Es fehlt an der wichtigsten Motivationsquelle: dem Wissen um die eigene Wirksamkeit.

 

Sportlich-leicht den Teamgeist entfesseln durch radikale Transparenz

Welche Grundvoraussetzungen müssen nun erfüllt sein, damit Mitarbeiter genau so selbstorganisiert und wirksam zusammenarbeiten wie ein Sportteam?

Sie müssen alle …

… die Spielregeln kennen. In Businesssprache übersetzt: Sie müssen das ­Geschäftsmodell verstehen,

… wissen, wie das Unternehmen Geld verliert und Geld verdient, also die Wertschöpfung verstehen,

… über aktuelle Engpässe informiert sein, etwa ob das Unternehmen Cash- oder Qualitätsprobleme hat, mit Umsatzeinbrüchen zu kämpfen hat oder mit zu hohen Lagerbeständen,

… die wichtigsten Begriffe aus der Finanzsprache verstehen und

… regelmäßig erfahren, wie sich die wichtigsten Key Performance Indikatoren entwickelt haben und entwickeln werden – also den Spielstand kennen.

Das alles erreicht man mit der Methode Scoreboard Management (kurz
SBM) – eine moderne Form von Open Book Management in Verbindung mit Gamification.

SBM basiert auf den Erkenntnissen der Sozial- und Sportpsychologie. Es überträgt die Prinzipien des Teamsports auf die Unternehmensorganisation. SBM lenkt die Kreativität und das Engagement des gesamten Teams auf die positive Entwicklung des Unternehmens. Es ist zugleich ein Fitnesstracker, der jederzeit anzeigt, wo das Unternehmen aktuell in puncto Finanzen, Kundennutzen und Teamgeist steht. So kann das gesamte Team (und nicht nur wenige eingeweihte Führungskräfte) sehr schnell auf Chancen und Bedrohungen reagieren.

Im Management by Objectives (Führen über Zielvereinbarungen) nutzen wir Zahlen, um Menschen zu kontrollieren und zu gängeln. Zahlen entfesseln eine ganz andere Magie, wenn wir sie benutzen, um Teilhabe, Kreativität und Wertschätzung zu befördern. Alle Menschen haben ein Bedürfnis nach Anerkennung. SBM liefert diese Anerkennung ganz unabhängig von der Wertschätzung und Tagesform der Führungskräfte, indem es gute Leistungen konsequent für alle sichtbar macht. Fußball spielen ohne Tore zu zählen, ist sinnlos und demotivierend – das Gleiche gilt für die Unternehmensführung: Leistung macht Spaß, wenn sie für alle sichtbar wird.

„SBM lenkt die Kreativität und das Engagement des gesamten
Teams auf die positive Entwicklung des Unternehmens.“

Dr. Kerstin Friedrich,
Ökonomin und Psychologin B.Sc.

Über die Autorin:

Dr. Kerstin Friedrich, Ökonomin und Psychologin B.Sc., ist seit 1991 Strategieberaterin. Mit über 25 Jahren Erfahrung in der Entwicklung und Umsetzung von Strategien in KMU gilt sie als führende Autorität für die Engpasskonzentrierte Strategie (EKS) und ganzheitliche Spezialisierungsstrategien. Friedrich ist Autorin mehrerer Longseller, darunter u. a. „Das große 1 × 1 der Erfolgsstrategie“, 25. Aufl., erschienen bei GABAL, Testsieger in der Kategorie „Strategie“ von managementbuch.de. Seit einigen Jahren beschäftigt sie sich mit den systemischen Voraussetzungen für gute Unternehmensführung und ist Mitgründernin der GoGreat Community. Dort machen mutige Unternehmen wie Markatus vor, wie sich Mitarbeiter über Scoreboard Management an den großen Fragen der Unternehmensführung beteiligen können. Im Februar 2020 erscheint Friedrichs neues Buch „Spielregeln für Game Changer – Den Teamgeist entfesseln durch radikale Transparenz und Gamifizierung“ bei GABAL.

Mehr unter:

www.friedrich-strategie.de

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